Schlagwort: Umweltschutz

nachgedacht

Das Katzensteuer-Bullshit-Bingo

Oh Mann, da haben wir gerade erst Mitte Januar und stecken schon tief im Sommerloch – jedenfalls, wenn man sich so manche „heiß diskutierten“ Themen anschaut. Deshalb, liebe Leute, dürfen wir nicht länger die Augen davor verschließen, dass dieses Land – und nicht nur dieses – ein Problem hat. Ein Problem, das die Gemüter bis kurz vorm Krieg hochkochen lässt. Vergesst die Flüchtlingskrise, Trump, Brexit und den Euro-Rettungsschirm, denn das ist alles nicht der Rede wert, wenn 13 Millionen gefährliche Raubtiere unkontrolliert durchs Land streifen und alles meucheln, was ihnen vor die Klauen kommt. Ihr habt richtig gelesen: 13 Millionen. Katzen. Und die fressen bekanntlich ihren Besitzern die Haare vom Kopp. Das allein würde neben der Katzensteuer auch die Glatzensteuer rechtfertigen. Genau, Katzensteuer. Dass einzelne FAZ- und FOCUS-Schreiberlinge ihren Frust über die Katzenscheiße im Blumenbeet loswerden müssen, kann man ja noch verstehen. Dass aber GRÜNEN-Politiker ernsthaft darüber nachdenken … überrascht eigentlich auch nicht wirklich. GRÜNE kommen immer schnell ins Sabbern, wenn von Gängeleien und  Strafabgaben die Rede ist – vor allem gegen Dinge, die Spaß machen. Selbstverständlich braucht man für jede Steuer eine Begründung und ein „Tut uns Leid, die Kommunen sind pleite und irgendwoher müssen die Mäuse für die nächste Elbphilharmonie ja kommen“ wäre viel zu ehrlich und direkt. Also lasst uns eine Runde Katzensteuer-Befürworter-Bullshit-Bingo spielen – und wir werden schnell dahinter kommen, dass die meisten dieser „Argumente“ weniger wert sind, als das, was man in einem Katzenklo findet: „Katzen sind Killer und dezimieren ganze Singvogelarten“ Ja, Katzen sind Raubtiere. Sie fangen Mäuse und Ratten (was in der Regel erwünscht ist) und leider manchmal auch seltene Vögel. Das kann in sensiblen Ökosystem, z.B. auf einer Insel, tatsächlich dazu führen, dass ganze Arten verschwinden (http://www.spektrum.de/wissen/schaden-katzen-unserer-vogelwelt/1356773 ). Aber hinter dem Luftverkehr, dem Klimawandel, den von den Grünen so gepriesenen Windrädern und vor allem der industriellen Landwirtschaft dürften die Miezis einen eher unscheinbaren Platz auf der Vogelkiller-Toplist einnehmen (https://www.welt.de/wissenschaft/article157075062/Das-globale-Vogelsterben-ist-ein-boeses-Vorzeichen.html). „Wir müssen gegen das Katzenproblem steuern. Deshalb Steuern.“ Nein, da hilft keine unsinnige Steuer, sondern nur Kastration. Ein „Katzenproblem“ entsteht in erster Linie durch herrenlose Streuner, sie sich unkontrolliert vermehren. Und wer bitte zahlt für die Steuern? Dieser Staat sollte eine Schwachsinns-Steuer einführen, dann käme wenigstens ordentlich Geld in die Kassen. „Katzen kacken alles voll.“ Aber in der Regel buddeln sie ihre Hinterlassenschaften ein und scheißen nicht mitten auf den Gehweg. Außerdem sind viele Katzen in Deutschland reine Stubentiger – kacken also im schlimmsten Fall auf Mamas neuen Flokati. Ausschließlich Freigänger zu besteuern, ließe sich wohl kaum umsetzen oder kontrollieren. „Hundehalter müssen doch auch Steuern zahlen. Das ist diskriminierend.“ Ja, ist es. Deswegen gehört auch die Hundesteuer abgeschafft. Wenn Hundehalter nicht fähig sind, ihren Wuffi richtig zu erziehen, oder zu faul, seine Scheiße wegzuräumen, hilft dagegen auch keine Steuer, sondern höchstens ein Hundeführerschein. Selbst sogenannte Kampfhunde sind normalerweise sehr liebe und treue Tiere, wenn sie nicht scharf gemacht werden. Trotzdem werden automatisch höhere Steuern für sie verlangt. Man sollte sich bewusst sein, dass die Hundesteuer im 19. Jh. als eine Art Luxussteuer eingeführt wurde – und nicht etwa mit dem Ziel, die Zahl potenziell gefährlicher Tiere gering zu halten, wie es uns heute gern weisgemacht wird. Sie ist also vollkommen überholt. „In Deutschland gibt es fast doppelt so viele Katzen wie Hunde, weil wir keine Katzensteuer haben.“ Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass Hunde in der Haltung ganz schön aufwändig sind: Man muss sie erziehen, mehrmals am Tag bei Wind und Wetter Gassi führen, kann sie nicht lange alleine lassen … dafür hat einfach nicht jeder Zeit und Lust. „Eine Katzensteuer könnte dazu beitragen, dass die Leute sich verantwortungsbewusster für eine Katze entscheiden und sie nicht leichtfertig aussetzen. Schließlich kostet sie dann Geld.“ Alles klar. Die KfZ-Steuer verhindert auch jeden Tag, dass jugendliche Raser mit Tempo 80 durch Wohngebiete brettern, erst die Oma mit dem Rollator plattfahren, um kurz darauf selbst am Baum kleben zu bleiben. Schließlich kostet die Karre Geld. Und natürlich werden niemals Hunde vorm Kaufland “vergessen”, weil der nächste Urlaub vor der Tür steht. Schließlich kosteten sie Geld. Ironie aus. Eher ist zu befürchten, dass wieder tausende Katzen ausgesetzt werden, wenn sie plötzlich Steuern kosten. Und was werden sie fressen, wenn ihnen niemand mehr ihr tägliches Schälchen Whiskas vor die Nase stellt? Richtig, Mäuse und Vögel. Wisst ihr, ich würde sogar freiwillig meine Katzensteuer bezahlen, wenn ich wüsste, dass das Geld in Tierheime oder meinetwegen in Vogelschutzprojekte investiert wird. Aber wie jede Steuer würde sie in einem unübersichtlichen großen Topf landen, aus dem weiß-der-Geier-was bezahlt wird. Im harmlosesten Fall sind es die nächsten hässlichen Wohnblöcke, mit denen die Stadt Potsdam in letzter Zeit jede freie Fläche zupflastert. Bäume und Brachflächen, wo zahlreiche Vögeln und kleine Tiere leben, müssen dann natürlich weg. Na toll. Damit zahle ich als Katzenhalterin mit meiner Katzensteuer letztendlich für die Vernichtung von Vögeln – und zwar, ohne dass meine Miezie sie appetitlich auf der Fußmatte drapiert. Schweinerei ;).