Schlagwort: Gesellschaft

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Kinder – ein Ego-Projekt?

Vor einiger Zeit erschien in der Neuen Züricher Zeitung ein provokanter, aber durchaus lesenswerter Artikel: https://www.nzz.ch/meinung/kinder-sind-ein-ego-projekt-ld.1329040  Die Quintessenz: Keine Kinder zu haben, kann egoistisch motiviert sein – Kinder zu haben aber auch! Nun überlege ich: Könnte da etwas dran sein – bzw. ist Kinder in die Welt zu setzen, tatsächlich immer etwas Gutes? Gleich vorneweg: Ich will niemandem die Elternschaft madig machen oder mir selbst auf die Schulter klopfen, weil ich keine Mutter bin (so ganz freiwillig war die Entscheidung bei mir auch nicht). Aber der Artikel bringt harte Fakten, die zwei der häufigsten Schwachsinnsargumente von Politikern sehr schnell als solche entlarven: 1) “Wir brauchen mehr Kinder, weil die Bevölkerung immer älter wird.” –> Zitat 1: Wirtschaftswissenschafter haben festgestellt “«dass heute im Durchschnitt ein Kind über sein ganzes zukünftiges Leben gerechnet mehr Leistungen und Transfers vom Staat erhält, als es an ihn mit all seinen Steuern und Abgaben bezahlt». Klar, sie studieren ja auch viel länger als früher, sind öfter arbeitslos – oder eben in Elternzeit . –> Zitat 2: «Gegen die Logik, mehr Kinder für die Finanzierung der Altersvorsorge zu haben, spricht aber auch eine einfache rechnerische Überlegung: Es müssten nämlich mit der Zeit immer noch mehr Kinder gezeugt werden, um eine stetig wachsende und älter werdende Bevölkerung zu finanzieren beziehungsweise zu pflegen – ein Schneeballeffekt, der eine exponentiell ansteigende Einwohnerzahl zur Folge hätte, eine Schraube ohne Ende.» Richtig. Das letzte, was die Erde braucht, sind noch mehr Menschen. Selbst in Europa, wo wir vergleichsweise wenige sind, kriegt man in manchen Ballungszentren schon Platzangst und wird das letzte grüne Fleckchen mit hässlichen Betonklötzen zugebaut. Lebensqualität ist was anderes 🙁. Über die Folgen für Umwelt und Klima brauchen wir ganr nicht zu diskutieren. Natürlich haben wir Europäer weniger Kindern. Dafür verbraucht einer von uns soviel Energie und pustet soviel CO2 in die Luft wie zehn Afrikaner. 2) “Wenn wir nicht mehr Kinder bekommen, stirbt unser Volk irgendwann aus und der Migrationsdruck wird zu groß”. Also, die Deutschen/Schweizer/Europäer sterben ganz bestimmt nicht aus . Die große Mehrheit der Leute möchte ja Kinder. Schließlich liegt es in unserer Biologie, dass wir uns fortpflanzen. Die Entscheidung, ohne Kinder ein erfülltes Leben zu führen, ist reine Kopfsache. Kinder kriegen ist ein Urinstinkt. Und was den Migrationsdruck angeht: Der besteht so oder so und hört erst auf, wenn das Elend in bestimmten Regionen der Welt aufhört. Wer zuhause im Dreck lebt und sein Glück im Auswandern sucht (oder flüchten muss, weil sich die Leute im eigenen Land gegenseitig die Köppe einschlagen), wird sich einen feuchten Furz darum kümmern, ob die Bevölkerungsdichte im Gelobten Land noch unter der WHO-Toleranzgrenze liegt. Selbst wenn wir unsere Geburtenrate pushen und jede Frau die “nötigen” 2-3 Kinder bekommt, können wir mit dem nahen Osten oder Afrika niemals mithalten: Dort bekommt eine Frau durchschnittlich 6-10 Kinder. Also zurück ins 19. Jahrhundert und kalben gegen Afrika? Nicht euer Ernst, Leute . Sollte man nun die staatlichen Leistungen für Familien mit Kindern zurückschrauben, wie die Autorin des Artikels meint? Schwierige Frage … jein. Fakt ist leider, dass durch höhere Sozialleistungen letztendlich nur die Vermehrung der Fliesentischbesitzer-Klasse gefördert wird. Wegen 200 € Kindergeld und ein paar Steuervorteilen wird sich eine gut gebildete und gut verdienende Frau nicht dazu hinreißen lassen, ihre Karriere und ihr gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen. Selbst wenn sie sich eigentlich Kinder wünscht. Die wenigsten kinderlosen Frauen über 40 kommen mit der Einstellung “Babys sind scheiße und ich würde lieber 3 mal im Jahr in den Urlaub fliegen” auf die Welt. Meistens fehlt (wie bei mir) im passenden Alter der passende Partner und/oder die finanzielle Sicherheit. Mit Ü40 fühlt sich frau meistens zu alt für den Spaß oder meinst, ihr Leben sei auch ohne Kinder schon stressig genug (was ich TOTAL nachvollziehen kann ). Wenn dem Staat bzw. der Gesellschaft etwas an Kindern liegt, sind ganz andere Maßnahmen gefragt, als noch mehr Geld in die Sozialkassen zu pumpen: 1) Hirnrissige Gesetze wie das Wissenschaftszeitvertragsgesetz abschaffen. Wenn sich Nachwuchs-Akademiker im um die 30 von einem befristeten Job/Praktikum/Lehrauftrag zum nächsten hangeln müssen, zeugen sie in der Zeit eher keine weiteren Nachwuchs-Akademiker, obwohl sie gerade im besten Alter wären. 2) Dafür sorgen, dass die Mieten und die Preise für Lebensnotwendige Dinge nicht ständig explodieren! Vor ein paar Jahrzehnten war es noch möglich, mit einem Einkommen locker eine vierköpfige Familie zu ernähren. Heute geht von zwei Einkommen eines Paares die Hälfte für Miete und Fixkosten drauf. Dass einer von beiden für ein paar Jahre zuhause bleibt oder Teilzeit arbeitet, um mehr Zeit für die Kinder zu haben, können sich nur noch Großverdiener leisten. Klassische Rollenverteilung ist sicher nicht jedermanns Sache, aber die Doppelbelastung mit Vollzeit-Job und Kindern macht vielen Menschen (speziell Frauen) nach und nach kaputt. Ganz besonders Alleinerziehende. Naturlich ist es Glückssache, ob man den passenden Partner findet – aber unter diesen Unständen kommt keine Frau überhaupt auf die Idee, dass es evtl. auch ohne Partner geht. Meine Mutter war alleinerziehend (und zwar aus freier Entscheidung), und kam damit prima zurecht. Heute würde das kaum noch jemand wagen. 3) Damit aufhören, bestehende Familienstrukturen kaputt zu machen, weil die Leute ständig für den Job umziehen müssen. Wenn die Oma zu weit weg wohnt, um als Babysitter einzuspringen, und man in der fremden Stadt auch sonst niemanden gut genug kennt und eine Nanny zu teuer wäre, rät der gesunde Menschenverstand eher von der Vermehrung ab. Das Gleiche gilt auch, wenn Oma und Opa bis 70 arbeiten müssen. Woher sollen sie dann noch die Zeit und Energie für ihre Enkelkinder nehmen? Übrigens kam meine Mutter nur deshalb so gut klar, weil meine Oma im selben Haus gewohnt hat – und mit 60 in Rente gehen durfte. Ja, Kinder sind unsere Zukunft. Aber wenn die Menschheit nicht lernt, umzudenken, sehe ich für die Zukunft schwarz .

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Brauchen wir noch mehr Verbote?

“Ich will Verbote!” forderte neulich ein hochintellektueller, vor weinerlicher Selbstkritik nur so strotzenden Artikel aus der ZEIT (http://www.zeit.de/2017/07/konsumverhalten-nachhaltigkeit-vernunft-verschwendung-bequemlichkeit).  Aber wozu braucht unsere Gesellschaft noch mehr Verbote? Haben wir nicht schon genug? Machen die überhaupt alle Sinn? In Potsdam ist es zum Beispiel verboten, einen Chihuahua ohne Maulkorb in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen. Wegen der Vogelgrippe ist es mir seit drei Wochen verboten, meine Katzen rauszulassen, obwohl nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen ist, dass Katzen oder Hunde das H5N8-Virus übertragen – oder wie die Übertragung generell funktioniert. Hauptsache, man hat eine Gängel-Verordnung rausgehauen, um das eigene Gewissen zu beruhigen, weil man nicht die Eier hat, dem ursächlichen Problem auf den Grund zu gehen. Millionen Enten, Hühner und Gänse werden in qualvoller Massen-Tierhaltung zusammengepfercht, sind geschwächt und dementsprechend anfällig für Krankheiten wie die Vogelgrippe (die von mehreren Millionen Wild- und Zugvögeln bisher nur ein paar Hundert erledigt hat, falls das irgendjemandem aufgefallen sein sollte). Trotzdem wird mit dem Finger auf Wildvögel und Katzen gezeigt, während in den Mastställen die Seuche unvermindert weiter grassiert und verseuchter Hühnermist auf die Felder gekippt wird. Aber um sich mit der massentierhaltenden Geflügelindustrie anzulegen, sind unsere Politiker offensichtlich zu bequem. Genau darum geht es in diesem Artikel – Bequemlichkeit. Der Autor – ich lasse jetzt meinen Vorurteilen frei Lauf – wahrscheinlich öko-linker Hipster in einer post-pubertären Sinnkrise, maximal 29 Jahre alt, hofft heimlich auf eine Stelle als Senior-Praktikant in der Lifestyle-Redaktion und würde sich am liebsten selbst auspeitschen, weil er ausnahmsweise einen Plastik-verpackten Fertigsalat mit einer Plastik-Gabel gemampft hat. Davor war es – Oh mein Gott! – eine Currywurst in der Kantine. Ich denke daran, was ich heute in der Kantine gegessen habe, und müsste mich jetzt eigentlich selber durch den Fleischwolf drehen, weil ich mir kein selbst gekochtes Bio-Essen mitgebracht habe. Leider habe ich dazu keine Lust ;). Denn während unser Weltschmerz-geplagter Nachwuchs-Autor die Bequemlichkeit von Otto-Normalverbraucher anprangert, weil der sich jeden Tag seine plastik-verpackte Mikrowellen-Suppe reinschüttet, erwähnt er die eigentlichen Verursacher des westlichen Konsumterrors mit keinem einzigen Wort. Kein Wunder, es ist ja auch bequemer, dem Bürger Verbote aufzudrücken, als einem global operierenden Konzern. In einem Punkt gehe ich allerdings mit: es gibt eindeutig zu viel Müll auf der Welt. Auch geistigen – und dazu zählt für mich dieser Artikel. “Liebe Angela Merkel, lieber Staat, liebe EU, liebe Weltregierung, ich fordere euch hiermit auf: Verbietet mir, was ich gerne haben möchte, aber besser nicht haben sollte …” Ja, sind wir denn Babys, dass man uns das Denken abnehmen muss, weil wir keine eigenen Entscheidungen treffen können? Und wer soll sie dann für uns treffen? Politiker, die mitverantwortlich sind, dass tonnenweise Lebensmittel weggeschmissen werden, weil sie irgendwelchen schwachsinnigen EU-Normen nicht entsprechen? Politiker, die fragwürdige Gesetze wie die Geflügelpest-Verordnung erlassen, wodurch hunderttausende Enten, Gänse und Hühner sinnlos geschlachtet werden? Oder “schlaue” Leute wie dieser Autor? “Macht Ökostrom zur Pflicht!”, fordert er. Jawoll, die Vögel, die durch Windräder geschreddert werden, die Fische, die das Abwasser aus chinesischen Solarzellen-Fabriken schlucken dürfen und die Pflanzen, die für sogenannten Biosprit zermatscht werden, freuen sich jetzt schon. Ich streite nicht ab, dass die meisten Menschen faule, bequeme Kreaturen sind und wir Konsumenten mehr Verantwortung übernehmen sollten. Aber das Hauptproblem ist m.E. nicht der Endkonsument, der mal aus Bequemlichkeit einen fertig verpackten Salat oder Coffee to Go mitnimmt – sondern die Konzerne, die so etwas überhaupt herstellen. Oder hat irgendjemand Kaffeekapseln vermisst, bevor sie von Senseo auf den Markt geschmissen wurden? Hat sich irgendjemand einzeln verpackte Schoko-Pralinen gewünscht? Wer nicht ausschließlich beim Bio-Bauern um die Ecke kauft, kann (Plastik)-Müll leider kaum vermeiden – selbst wenn man es möchte. Ich finde das auch scheiße und ich trenne meinen Müll, weil es mir wenigstens ein bisschen gutes Gefühl gibt, was für die Umwelt getan zu haben. Ob wohl ich mal gehört habe, dass dieser sorgfältig getrennte Müll am Ende auch nur zusammengekippt und verbrannt wird 🙁. Mir wäre es viel lieber, ich hätte gar keinen Müll zum trennen. Meine Mutter ist noch mit dem Einkaufnetz und der Milchkanne in den nächsten Tante-Emma-Laden gegangen, Wurst und Käse wurden in Papier und alten Zeitungen verpackt. Geht doch auch! Wenn die Supermärkte keine Plastiktüten, sondern nur noch Stoffbeutel anbieten würden, gebe es schon viel weniger Plastikmüll, ohne dass man die Kunden gängeln müsste. Wenn der Konsum nicht ständig durch aggressive Werbung, “Sollbruchstellen” in technischen Geräten etc. künstlich angeheizt würde, käme niemand auf die Idee, irgendwas zu kaufen, was er gar nicht braucht oder WIRKLICH haben will. Natürlich wäre es für Tiere und Umwelt besser, wenn wir weniger Fleisch essen. Aber selbst Vegatarier und Veganer haben keinen Grund, sich moralisch aufs hohe Ross zu setzen, angesichts der vielen Kleintiere, die auf Getreide- oder Gemüse-Feldern durch Entemaschinen und Pestizide gekillt werden. Das Schlimme ist: Wir haben heutzutage kaum noch die Möglichkeit, ethisch zu konsumieren. Irgendein menschen- oder tierfeindlich hergestellter Dreck schleicht sich immer dazwischen – und meistens bemerken wir es nicht einmal. Wir beruhigen unser Gewissen mit Fair gehandeltem Bio-Kaffee, den wir in der Büro-Kaffeemaschine kochen, wovon zumindest Einzelteile in China hergestellt wurden, während der Strom aus dem Atomkraftwerk kommt. Das soll jetzt kein Aufruf sein, weiterhin jeden Mist zu konsumieren und sich mit Fleisch aus Massentierhaltung vollzustopfen, weil wir ja sowieso nix ändern können. Der Boykott bestimmter Produkte wie Billig-Kaffee oder Plastiktüten ist sicherlich ein Anfang – aber erst mal nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Damit können wir symbolische Zeichen setzen, die vielleicht irgendwann was bewirken, wenn genug Leute mitmachen. Wären Einwegbecher, Plastik-Gabeln, Kaffeekapseln und zu viel Autoverkehr unsere einzigen Probleme, könnten wir mit einem bewussteren Konsumverhalten tatsächlich die Welt retten. Ein weitaus schlimmeres Übel dürfte jedoch die umweltzerstörende Billigproduktion im Ausland sein. Aber um die zu boykottieren und statt dessen was Hochwertiges zu kaufen, braucht man erst mal das nötige Kleingeld. Nachhaltigkeit, wenn man sie ernsthaft leben will, ist ein Luxus. Erzählt mal einem Hartz-IV-Empfänger oder Geringverdiener, dass er seine Klamotten nicht bei Kik kaufen darf, weil die von Kindern in Bangladesh zusammen getackert werden, nachdem man ein paar Hektar Regelwald für die Baumwolle abgeholzt hat. Er wird sagen: “Dann sorgt erst mal dafür, dass ich nicht mehr jeden Cent umdrehen muss.” Außerdem habe ich mir auch schon teure, vermeintlich hochwertige Klamotten geleistet, die trotzdem nach spätestens fünf Jahren auseinander gefallen sind. Muss doch nicht sein – Omas Trachten wurden sogar an die nächsten Generationen vererbt! Da sind sie wieder, unsere drei Probleme: Künstlich angeheizter Konsum; Die Schere zwischen Arm und Reich, die verhindert, dass ein Großteil der Menschen sich fair gehandeltes Bio-Zeug überhaupt leisten kann; Konzerne verkaufen uns Müll. Mit einem Wort: Kapitalismus. Wirtschaft – auch soziale Markwirtschaft – kann durchaus mit weniger Konsum funktionieren. Globaler Kapitalismus nicht. Deshalb besteht der einzige Weg, diesen Planeten zu retten, nicht in kleinlichen Verboten – sondern darin, Kapitalismus und sinnloses Wachstum einzudämmen.

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Über Menschenhass und Nazikeulen

Kein Wunder, dass Deutschland immer mehr polarisiert und gespalten wird, wenn wir mit krassen Worten wie “Hass”, “Hetze”, “Nazi”, “Krieg”, “Terror”, “rechtsradikal”, “linksradikal”, “Pack” etc. rumschmeißen, als wäre es Konfetti 🙁. Mir fällt so spontan das Wort “Menschenhass” ein, dass immer mal im Zusammenhang mit AfD und der Flüchtlingskrise durch die sozialen Netzwerke geistert. Dabei gibt es eigentlich nur 3 Gruppen, denen man wirklich M…enschenhass unterstellen könnte: 1. krankhafte Misanthropen, 2. Radikale Ökos, die am liebsten die Menschheit um 90% dezimieren würden, damit sich die Flora und Fauna des Planeten wieder erholt, 3. Aliens, die uns plattmachen und sich die Erde unter den Nagel reißen wollen 😉. Ich gebe zu, ich habe auch meine Momente, wo ich die Menschheit Scheiße finde. Aber etwas ab und an Scheiße zu finden oder jemanden nicht leiden zu können, ist nicht gleich Hass. Hass ist laut Duden und Wikipedia “eine menschliche Emotion scharfer und anhaltender Antipathie. Ausgehend von der Fähigkeit zu intensiven negativen Gefühlen wird der Begriff auch im übertragenen Sinne verwendet und steht allgemein für die stärkste Form der Abwendung, Verachtung und Abneigung … oft mit dem Wunsch verbunden, den Gehassten zu vernichten.” Hetze bezeichnet “die Gesamtheit unsachlicher, gehässiger, verleumderischer, verunglimpfender Äußerungen”, mit dem Ziel, Hass zu erzeugen. Was “Nazi”, im ursprünglichen Sinn des Wortes bedeutet, brauche ich wohl nicht zu erklären. Trotzdem hat fast jeder, der z.B. in der Flüchtlingsfrage nicht ganz Merkel-konform ist, irgendwann mal von irgendwem eins mit der Nazi-Keule übergezogen bekommen. http://fudder.de/antwort-auf-einen-hasskommentar-von-einer-mutter-aus-syrien Die “Gegenseite” (AfD, Pegida & Co.) ist natürlich kein Stück besser, wenn sie alle Flüchtlinge als potenziell kriminelle, Frauen betatschende “Wirtschaftsasylanten” über einen Kamm scheren. Kein Wunder, dass es kaum noch möglich ist, sachlich und vernüftig über Politik zu diskutieren, weil zu viele Leute offenbar noch noch schwarz und weiß sehen 🙁.

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Bitte, Oma! Lösch endlich das Internet!

Erinnert sich noch jemand an die Werbung, wo Oma in Panik beim Radio anruft und sagt “Hilfe, ich habe das Internet gelöscht!” Manchmal wünschte ich echt, sie hätte es getan. Denn was dort an Hass abgesondert wird und wie wenig dazu gehört, um sofort unter der Gürtellinie angemacht zu werden, ist einfach nur zum Kotzen! Wenn du klar stellst, dass nicht “die Flüchtlinge” den Terror nach Europa gebracht haben, bist du ein dämlicher Gutmensch. Wenn du meinst, dass die Regierung erst mal an das eigene Volk denken sollte, bevor sie ein paar Millionen Fremde reinlässt, weil wir sonst enden wie Schweden, bist du ein empathieloses Arschloch. Wenn du meinst, dass der IS durchaus mit dem Islam zu tun hat, bist du gleich ein Pegidiot (egal, mit wie viel Koran-Suren du das belegen kann). Und wenn du dich gar entschieden hast, keine Kinder in diese kaputte Welt zu setzen, bist du eine “widerliche Kinderhasserin” (heute wortwörtlich so gelesen – dabei hat die Frau wirklich nichts kinderfeindliches gepostet). Zur Zeit habe ich den Eindruck, die Menschheit verwandelt sich in eine – wie Prof. McGonnagal aus Harry Potter so schön sagt – “brutale blindwütige Bande von Brüllaffen”. Jedenfalls im Internet. Kaum einer nimmt sich noch die Zeit, die Postings anderer richtig zu lesen – es braucht nur irgendein Zungenschlag drin sein, der nicht passt, schon wird drauf los gehatet . Nicht genug, dass fast jeden Tag irgendwo in der Nähe ein Terroranschlag passiert – wie zuletzt in Berlin. Die Leute müssen sich auch noch so benehmen, als ob sie sich gleich gegenseitig die Köppe einschlagen . Ich fürchte, was im Internet anfängt, geht irgendwann auf der Straße weiter. Ich fürchte auch manchmal, im Internet fängt es an und geht irgendwann auf der Straße weiter: Weil sich viele Leute einbilden, anomym zu sein und i.d.R. keine Konsequzen fürchten müssen, lassen sie online die Sau raus (was sie im realen Leben z.Z. nicht wagen würden). Das zeigt aber leider, wie sie wirklich ticken .

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Rechte und linke “Empathie”

Ich sollte wirklich keine Diskussionen auf öffentlichen Facebook-Seiten mehr lesen, sonst schießt mein Blutdruck hoch. Besser, ich poste überhaupt nicht Politisches mehr, aber das muss ich jetzt einfach mal loswerden: Hier ist so ein „schönes“ Beispiel, warum es mir immer schwerer fällt, mich in diesem Land weiterhin als „links“ zu fühlen: https://www.facebook.com/krassaberwahr.de/?fref=nf Das Plakat ist natürlich Bullshit – die meisten Kommentare dazu aber auch. Neben dem üblichen Gewäsch von „besorgten Bürgern“ („Die Flüchtlinge kriegen hier alles in den Arsch geschoben, so schlecht kann es denen doch nicht gehen, die haben ja alle Smartphones …“) ist der geistige Durchfall der Gegenseite leider genauso gruselig. Linke, Asylverteidiger … ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich diese Fraktion am besten nennen soll … legen offensichtlich sehr viel Wert auf soziale Verantwortung, Mitgefühl und Empathie – für Flüchtlinge. Daran ist ja im Prinzip nix verkehrt. Mich lässt es doch auch nicht kalt, wenn kleine Kinder im Mittelmeer ertrinken, Menschen im Bombenhagel krepieren oder mit ihren letzten Klamotten auf dem Leib hier her kommen, um sich dann vor dem Lageso den A*** abzufrieren. Allerdings frage ich mich: Wo ist eure Empathie für einheimische Hartz-IV-Empfänger, Geringverdiener, Obdachlose, Behinderte, Flaschen sammelnde Rentner? Bisher hieß die linke Standard-Platitüde immer: „Dem ärmsten Deutschen geht es doch noch gut im Vergleich zu den Syrern und Afrikanern.“ Das stimmt schon – trotzdem sollten wir auch nicht vergessen, dass die meisten unserer eigenen „Armen“ irgendwann mal Steuern und Sozialversicherungsbeiträge für diesen Staat gezahlt haben, Kinder großziehen … bis sie eines Tages das Pech hatten, arbeitslos oder krank oder einfach nur alt zu werden . Aber nun wissen wir: die sind alle dumm und faul . Es kann ja jeder was aus seinem Leben machen, wenn er nur den Arsch hochkriegt, in Deutschland stehen doch jedem alle Türen offen und wer nicht studiert sondern irgendeinen komischen Beruf lernt, der später nicht mehr gefragt ist, hat selber Schuld … schreiben diverse Leute, die im selben Kommentar noch einen Haufen Krokodilstränen für die armen Flüchtlinge vergossen haben. Diese Schlaumeier haben wahrscheinlich noch nie versucht, eine Umschulung beim Arbeitsamt zu kriegen, in letzter Minute den Bildungsgutschein verweigert bekommen und dann resigniert, weil sie eine Weiterbildung aus eigener Tasche nicht bezahlen können. Oder wegen einer chronischen Krankheit oder psychischen Problemen ihren Job oder ihr Studium aufgeben müssen. Oder die Schule geschmissen, weil sie ihre kranke Mutter pflegen mussten. Oder mit über 50 die Kündigung von ihrem Betrieb erhalten, wo sie über 30 Jahre gearbeitet haben, und dann nicht Neues finden, weil „zu alt“. Mir ist sowas Gott sei Dank noch nicht passiert, aber ich kenne einige Leute, die weniger Glück hatten. Natürlich sind die alle dumm und faul (Achtung, Ironie). Abgesehen davon, dass Intelligenz zum Teil auch genetisch gedingt ist, haben viele Kids aus bildungsfernen Familien oft keine reelle Chance zu studieren, weil sie entweder gar nicht erst auf die Idee kommen oder die Eltern spätestens nach der 10. Klasse sagen „Länger füttern wir dich nicht mehr durch.“ Man sollte doch lieber etwas „anständiges“ lernen, am besten ein Handwerk, das „goldenen Boden“ hat. Dass viele Handwerkberufe mal im Niedriglohn-Sektor landen, war vor 20-30 Jahren noch nicht absehbar. Natürlich ist es für Flüchtlinge auch nicht einfach, an ein Studium in Deutschland zu kommen, und ich freue mich für jeden Flüchtling, der hier studieren kann, erfolgreich seinen Abschluss macht und dann zu einer der viel gepriesenen Fachkräfte wird, die unser Land bereichern. Aber diese angeblichen Gutmenschen, die sich so aufzuspielen, als wären alle deutschen Arbeiter oder Arbeitslosen faul und „selber Schuld“ und nur Studierte was wert, brauchen sich nicht einzubilden, dass sie links wären oder zu den „Guten“ gehören. Denn der Müll, den sie von sich geben, ist weder gut noch links, sondern Sozialdarwinismus und Neoliberalismus at it’s Best . Wo sind denn heute die Linken, die vor 10 Jahren gegen Hartz IV und Agenda 2010 auf die Straße gegangen sind? Wer (außer vielleicht Sahra Wagenknecht, Lafontaine und Gysi) macht sich überhaupt noch stark für soziale Gerechtigkeit hier im Land? Wo sind die Linken, die noch wissen, dass ihre Wurzeln in der Arbeiterbewegung liegen? Heute schuften Arbeiter meistens für Niedriglöhne in Zeitarbeitsfirmen und rennen scharenweise zu AfD. Warum wohl? Weil sie rassistisch sind? Oder weil sich die Linken, die historisch gesehen ihre Interessen vertreten sollten, scheinbar nur noch für Flüchtlinge interessieren? Empathie ist neuerdings ein sehr einseitiges Ding: Die der Linken richtet sich auf arme Fremde, die der Rechten auf arme Deutsche. Zumindest tun sie sehr erfolgreich, als ob. Dass das Programm der AfD ist in Wirklichkeit knallhart wirtschaftsliberal ist, wissen leider die wenigsten, weil es kaum einer liest. Wer aber meint, dass AfD und Pegida das Schlimmste ist, was der braune Sumpf in Nachkriegsdeutschland je hervor gebracht hat, muss 1992 noch in die Windeln gemacht haben. Sorry, aber anders kann ich es mir nicht erklären, denn ich erinnere mich noch an Zeiten, als fast jede Woche irgendwo Asylbewerber bei Anschlägen auf Heime umgekommen sind. Wo jeden Tag Ausländer auf der Straße zusammengeschlagen wurden. Wo man von Nazi-Horden in den nächstbesten Fluss geschmissen wurde, wenn man mit einem Pali-Tuch durch eine beliebige ostdeutsche Stadt gegangen ist. Pegida geht bisher nur „spazieren“. Dazu kann man natürlich sagen, „Wehret den Anfängen“ und die Rechten dürfen nie wieder so stark werden wie z.B. in den 90ern. Sehe ich genauso – aber dann reicht es nicht, „laut gegen Nazis“ zu sein. Vor allem bringt es nichts, jeden der sich mal kritisch zur Asylpolitik oder zum Islam äußert, gleich als rechts abzustempeln. Im Gegenteil, das macht die Leute nur noch wütender und irgendwann ist es ihnen egal, ob sie rechts sind. Die ganze Gesellschaft, die Wirtschaft und die Politik sind jetzt in der Verantwortung, zu verhindern, dass aus besorgten, frustrierten Bürgern tatsächlich Nazis werden.  

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„Wer Rechtspopulist ist, bestimme ich“

Wieder mal so ein geistiger Tiefflug von “linkem” Journalismus in Deutschland: https://www.heise.de/tp/features/Der-Aristokrat-von-Goettingen-3263128.html Wehe, jemand wagt es auszusprechen, dass ein Teil der Migranten aus islamischen Kulturkreisen autoritäre, patriarchalische Traditionen mitbringt, was unweigerlich zu Problemen führt, wenn sich das betreffende Land bei der Integration nicht gewaltig der A*** aufreißt … Aber NEIN, das darf nicht sein, denn Flüchtlinge sind im Rot-Grünen Fantasieland sind ja immer die Guten – also rauf mit dem AfD-Brandmal auf den angeblich rechtspopulistischen Maulheld, egal ob er zufällig selbst Muslim, Syrer und Politikprofessor ist. Als ob ein Syrer, der 40 Jahre in Deutschland lebt, Ahnung von seinen Landleuten haben könnte … nee, definitiv nicht. Da wissen deutsche Scheiberlinge, die niemals in Syrien waren, natürlich viel besser, was Sache ist . Es ist schon interessant, wer in letzter Zeit so alles mit der AfD oder gar mit Nazis in einem Topf geschmissen wird, aber so gar nicht in deren deutschtümelndes Weltbild passt: – Sahra Wagenknecht – Kommunistin – David Berger – Schwulen-Aktivist – Cahit Kaya – Kurde – Hamed Abdel-Samad – Ägypter – Bassam Tibi – Syrer und Moslem – Alice Schwarzer – Feministin Gewisse Leute meinen wohl „Wer Rechtspopulist ist, bestimme ich“. Man muss mit einem Herrn Prof. Tibi auch nicht in Allem einer Meinung – aber man sollte seinen Standpunkt wenigstens als interessanten Blickwinkel diskutieren, statt ihn gleich durch den braunen Kakao zu ziehen, genauso wie einen Hamed Abdel-Samad. Über letzteren heißt es u.a., muslimische Feministinnen wären doch wesentlich weiter. Nur schade, dass man von diesen hochgelobten muslimischen Feministinnen fast nichts hört. Ich persönlich freue mich über jeden selbstständig denkenden Menschen (egal welcher Religion oder Herkunft), der entgegen dem “Mainstream” seine eigene, fundierte Meinung vertritt. Gerade in vielen Regimen des Nahen Ostens ist das ja alles andere als selbstverständlich und öfter mal lebensgefährlich. Es hat schon Gründe, weshalb gerade Intellektuelle und Wissenschaftler aus dieser “Ecke” ihre Kultur nicht unbedingt durch die rosarote Brille sehen. Aber die Allzweck-Waffe “Nazi-Hetze” oder “PEGIDA-Sprech” ist leider schnell bei der Hand – und niemand möchte rechts sein, wenn er es nicht wirklich ist. Ich hab mich politisch immer links gesehen. Mir gefällt es, wenn unsere Gesellschaft bis zu einem gewissen Grade “bunt” ist, ich habe Freunde mit Migrationshintergrund und würde auch jedem den Kopf waschen, der solchen Bullshit von sich gibt wie “Die Flüchtlinge sollen sich mal nicht so anstellen, die haben doch alle Markenklamotten und Smartphones”. Trotzdem wird man doch wohl noch sagen dürfen, dass es z.B. ein Unding ist, wenn ehrliche Mieter aus ihren Wohnungen geschmissen werden, um Flüchtlinge reinzusetzen. Nee, aua *wallbash* … “Man wird ja wohl noch sagen dürfen” ist heute fast so böse rechtspopulistisch angehaucht wie “Ich bin ja kein Nazi, ABER…” Angeblich fangen PEGIDA-Postings auch so an wie: “Bei aller Solidarität für Flüchtlinge, aber …” Sorry, ich hab mich mal auf der PEGIDA-Seite umgesehen und finde dort kaum irgendwelche Solidaritätsbekundungen für Flüchtlinge. Die Postings dort beginnen eher so: “Asylirrsinn: Fordern, protestieren, bewaffnen”. Also, wenn das Wörtchen “aber” zum rechten Unwort erklärt wird, haben wir mit der deutschen Sprache echt ein Problem 😉. Andere Wörter und Redewendungen – die Jahrzehnte älter sein dürften als Pegida oder selbst Adolf – sind ja längst vom Rassisten-Milieu besetzt: “Besorgter Bürger”, “Rosarote Brille”, “es knallt” etc. Hallo??? Wer sind wir, dass wir uns von irgendwelchen Nazis, AfD oder einem Splittergrüppchen wie Pegida unsere Sprache diktieren lassen? Wo soll das enden, wenn man befürchten muss, in der rechten Ecke zu landen, wenn man sich einfach nur kritisch oder skeptisch zu derzeitigen Ayslpolitik äußert? Sollen das in Zukunft nur noch die waschechten Nazis tun? Die werden bestimmt nicht die Klappe halten – schließlich sind sie eindeutig rechts und stolz drauf und haben keine linksliberalen Freunde, um deren Meinung sie sich Gedanken machen müssten. Verunsichert und gespalten bzw. gegen Asylbewerber ausgespielt werden nicht die Nazis, sondern diejenigen in der “Mitte” der Gesellschaft. Diejenigen, die zwischen der “Refugees welcome”-Fraktion und den “Asylkritikern” stehen. Diejenigen, die durchaus bereit sind, Flüchtlingen zu helfen, aber ein Problem damit hat, diese Massen planlos und unkontrolliert ins Land zu lassen. Wenn das so weitergeht, wird irgendwann nur noch zwei Meinungen geben: Die des sozialdemokratisch-grün-wirtschaftweisen Mainstreams – und die der Nazis. Wollt ihr das wirklich? Denkt mal drüber nach! Toleranz ist keine Einbahnstraße und sollte sich nicht nur auf islamische Traditionen beschränken!